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Karte Südeuropa, Ausschnitt Balkanhalbinsel * Grafik: Hans Braxmeier, Pixabay

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folker intensiv:

Balkan.Kultur.Vielfalt.

Mehr als Blasmusik



Text: Erik Prochnow

Nach zwei Jahren Durststrecke kann die Musikszene aufatmen. Es geht erneut raus auf die Bühne, die für viele Künstler und Künstlerinnen der hauptsächliche Broterwerb ist. Allen voran öffnet das Aushängeschild der Folk-, Roots- und Weltmusik, das Rudolstadt-Festival, vom 7. bis 10. Juli endlich wieder seine Tore. Zum Jubiläum der dreißigsten Ausgabe wird es zwar etwas weniger Besucherinnen und Besucher geben, aber die Vielfalt der Liveacts auf fast dreißig Bühnen bleibt bestehen.

Angesichts der russischen Invasion in der Ukraine sendet der diesjährige Titel des Länderschwerpunkts, „Titos Erben“, allerdings ein etwas zwiespältiges Signal. Die unkommentierte Nähe von Musik zu Diktatoren könnte gerade jetzt den einen oder die andere abschrecken. Dabei kommt der Neustart des kulturellen Programms mit geballter Energie. „30 Jahre nach dem Beginn des Zerfalls Jugoslawiens präsentieren wir Musikerinnen und Musiker aus den sieben Nachfolgestaaten“, sagt Festivalsprecherin Miriam Rossius. Das Publikum erwartet eine intensive Klangreise durch Bosnien-Herzegowina, den Kosovo, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serben und Slowenien. Zwei der Acts stellen wir in diesem Heft als Einstimmung auf das Festival in unserem Balkan-Special vor. Und zwar einmal die Ausnahmemusikerin Tamara Obrovac, deren Heimat, die kroatische Region Istrien, eine Sonderstellung in der Balkanmusik einnimmt. Und zum anderen das Vater-Sohn-Gespann Boban und Marko Marković, die gemeinsam sowie mit ihren jeweiligen Formationen einen mit Hip-Hop, Jazz, Klezmer und Elektronik durchwobenen Balkan Brass demonstrieren.

An diesen Beispielen wird bereits deutlich, dass nicht nur die südosteuropäische Blasmusik sich weiterentwickelt und verändert hat, sondern die Musik des Balkan entgegen weitverbreiteter Klischees noch viel mehr ausmacht. In der Region, die musikhistorisch vom heutigen Istanbul über Griechenland, das ehemalige Jugoslawien und Bulgarien bis nach Rumänien und Ungarn reicht, hat sich ein großer kultureller Reichtum entwickelt, der die gesamte Musik Europas von der Klassik bis zum modernen Pop geprägt hat. Unsere Autorin Ines Körver räumt daher zunächst einmal mit den sechs Vorurteilen über die Musik des Balkan auf, während sich Matti Goldschmidt auf Spurensuche in Sachen Klezmer begibt. Die Band Divanhana gilt mit ihren getragenen und sehnsuchtsvollen Liedern des traditionellen Sevdah als Botschafterin Bosnien-Herzogowinas. Ein guter Teil des kulturellen Reichtums Südosteuropas geht aber auch auf die Roma und Sinti zurück. Die außergewöhnliche Webplattform RomArchive macht diesen Schatz jetzt für die Öffentlichkeit sichtbar. Schließlich bleibt zu zeigen, dass auch in Deutschland die Balkanmusik viele Fans hat und immer wieder hervorragende Bands hervorbringt. Zum Beispiel waren Prosechos aus Frankfurt am Main bei ihrer Gründung in den Achtzigerjahren die erste deutsche Gruppe im Stil des griechischen Rembetiko. Die Freiburger von Äl Jawala begeistern demgegenüber seit 22 Jahren mit ihren „Balkan Big Beatz“.
Kommen Sie mit auf eine Reise zu einem Stück europäischer Kulturgeschichte.



Inhalt des Schwerpunkts:

Balkanmusik – Abschied vom Klischee … 14

Divanhana – Frischer Wind aus Bosnien-Herzegowina … 18

Boban und Marko Marković – Weitergabe der Familientradition … 20

Äl Jawala – Vielfältig, überbordend, freiheitsliebend … 22

RomArchive – Der vergessene Kulturschatz … 24

Tamara Obrovac – Irgendwie dazwischen … 28

Prosechòs – Alles außer Sirtaki … 30

Klezmer auf dem Balkan – Eine Spurensuche … 32



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