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 MARYAM AKHONDY’S PAAZ: Live At WDR
MARYAM AKHONDY’S PAAZ
Live At WDR
maryamakhondy.com
(Laika-Records, 3510338.2/Rough Trade)
12 Tracks, 61:11 , dt. Infos


Ein hochklassiges Konzert, das lange nachhallen wird. Vor mehr als dreißig Jahren flüchtete die iranische Sängerin Maryam Akhondy nach Deutschland, weil ihre Auftritte nach der islamischen Revolution verboten wurden. Seitdem fördert sie von Köln aus mit musikalischen Projekten wie dem von ihr gegründeten Ensemble Barbad und der Frauenvokalgruppe Banu den Austausch zwischen den persischen und europäischen Kulturen. Am 18. September 2015 widmete sie deshalb den Flüchtlingen im kleinen Sendesaal des WDR einen intensiven Abend musikalischer Vielfalt. Mit der von ihr 2013 initiierten Gruppe Paaz – auf Deutsch „Persischer Jazz“ – begeisterte sie das Publikum mit einem Repertoire aus neu arrangierten persischen Volksliedern und Eigenkompositionen. Begleitet von Klavier, Klarinette, Kontrabass, Tobak und Daf, verschmilzt die klassisch ausgebildete Sängerin die Tradition ihres Heimatlandes mit Stilen wie Jazz, Klezmer oder Chanson. Ihre studierten Bandmusiker, die selbst iranische, israelische und weißrussische Wurzeln haben, zeichnen sich dabei immer wieder durch exzellente Improvisationen und gefühlvolles Rhythmusspiel aus. Das Konzert ist ein leidenschaftliches Plädoyer für das Verständnis aller Menschen untereinander.
Erik Prochnow
 BASTA: Freizeichen
BASTA
Freizeichen
basta-online.de
(TRC The Record Company)
15 Tracks, 47:42 , Fotos, dt. Infos u. Texte


Dass wir in Zeiten leben, in denen es ein Abenteuer ist, zwei Stunden offline zu sein, in denen es nur ein kleiner Schritt vom Putzfrau haben zum Putzfrau sein ist, in denen es an Liebesliedern für Männer fehlt, daran lassen uns die fünf Kölner Jungs Hannes Herrmann, Werner Adelmann, William Wahl, Arndt Schmöle und René Overmann teilhaben sowie und an vielen anderen kleinen, feinen Beobachtungen. Sie singen a cappella, nicht auf Kölsch, sondern standarddeutsch, erinnern an die Prinzen und die Wise Guys, aber auch an Max Raabe. Und obwohl sie in einem Lied ihren blanken Hass auf Gute-Laune-Musik eingestehen, produzieren sie genau eine solche. Die Texte mit teils Loriot’schem Humor, die Melodien, die Höhen und Tiefen der Stimmen, die Rhythmik und Harmonik, alles ist getragen von einem sanguinischen Lebensgefühl. Etwas besinnlicher ist „Frau Marstetter“ über eine Supermarktkassiererin, die alle verzaubert, wenn sie tanzt, Wortwitz hat das Teekesselchenlied „Nachkommen“, und über allem schwebt das Orchester, das keines ist, sondern – a cappella eben – aus Stimmen besteht. Es ist übrigens schon ihr achtes Album seit 2000. Zugreifen und anhören.
Michael A. Schmiedel

 DIVERSE: Stimmen Bayerns – Himmel & Hölle
DIVERSE
Stimmen Bayerns – Himmel & Hölle
trikont.de
(Trikont US-0482/Indigo)
16 Tracks, 66:15 , mit ausführlichen dt. Infos


Während die Gesellschaft im Globalisierungsstresstest nahezu durchgängig strikt zurück ins Konservative zieht, und das oft auch an ihren Rändern, ist und bleibt ernsthafte Religiosität an diesen Rändern, an denen auch Trikont siedelt, offenbar indiskutabel. Gott sei Dank. Es geht nun einmal nicht anders, wenn man auch noch etwas anderes im Sinn hat als Selbsttäuschung, aus welchem Grund und zu welchem Behufe auch immer. So reden und singen sie auf dieser Ausgabe der Stimmen Bayerns, einer der bisher mutigsten und stärksten, mit sprudelndem Witz über die Teufel, Mehrzahl, und wo sie überall lauern – die Karl Valentins, Maria Pescheks, Ringsgwandls und Konsorten. Künden noch einmal von den Szenerien über den Wolken, die ihnen mit dem Gesangbuch einst eingebläut wurden. Die Nöte der Menschen sind ihnen sehr spürbare Anliegen – aber die volkstümlichen Pflichtenhefte, Heilsversprechen und Strafkataloge können sie natürlich nicht wirklich ernst nehmen. Logischerweise, und so soll das auch sein. Sehr schön – speziell im gelegentlichen Dialekt. Empörte Kommentare bitte gern an den Autor dieser Zeilen – oder seinetwegen auch gleich als wütenden Strafantrag zu Händen des Allmächtigen.
Christian Beck
 TOM KIRK: Schwarze Krähen, blaue Stunden
TOM KIRK
Schwarze Krähen, blaue Stunden
tom-kirk.de
(Eigenverlag)
13 Tracks, 40:04


In bester Tradition der alten Liedermacher präsentiert Tom Kirk sein selbst produziertes Album. Er braucht sich hinter seinen Vorbildern wie Degenhardt nicht zu verstecken. Seine Gesangstechnik und seine Klangfarbe sind geradezu für das deutsche Liedgut geschaffen. Mit persönlichen Liebesbotschaften, kleinen Alltagsgeschichten und natürlich der einen oder anderen politischen Botschaft spielt sich Tom Kirk in die Herzen der Folkpuristen. Von seiner akustischen Gitarre begleitet und behutsam unterstützt von einigen wenigen Gastmusikern, wärmt der Künstler die Herzen. Man bekommt sofort wieder Lust, selber zur Gitarre zu greifen und am nächsten Lagerfeuer oder, bedingt durch die Jahreszeiten besser vor dem Kamin, seine alten Texthefte durchzusehen und sich an Pfadfinderzeiten zu erinnern. Schwarze Krähen, blaue Stunden ist so wundervoll, authentisch und warm, so fürchterlich altmodisch und mit einfachsten Mitteln produziert, dass man sich kaum traut, dieses Album zu mögen. Zu sehr glaubt man, Hannes Wader und Mitstreiter neu zu entdecken. Menschen wie Tom Kirk werden vermutlich nie einen Plattenvertrag erhalten. Mit dieser Scheibe ist kein Geld zu verdienen. Aber der Künstler verdient sich unsere Liebe.
Christian Elstrodt 

 ROBERT SAURWEIN: The Homegrown Projekt
ROBERT SAURWEIN
The Homegrown Projekt
robertsaurwein.com
(Eigenverlag)
9 Tracks, 33:24


Ein Album eines unbekannten Künstlers, ohne Label, ohne Infos und natürlich ohne jegliches Marketing. Sie enthält selbst komponiertes und selbst produziertes Songmaterial, vom Künstler eingesungen, nur von seiner Gitarre begleitet. Das riecht nach Proberaum und garantierter Erfolglosigkeit. Dann erklingen die ersten Töne, und man spürt, wie die Tränen ins Gesicht schießen, weil die pure Schönheit der einzelnen Kompositionen dem Hörer schier den Atem verschlägt. Hier singt sich jemand zart und zerbrechlich und gleichzeitig energetisch und voller Zorn die Seele aus dem Leib. Mit leisen Tönen klingt Robert Saurwein lauter, als es jeder Punkband möglich wäre. Neun Lieder, mehr benötigt Robert Saurwein nicht, um das Herz bis ins Mark zu erschüttern. Jeder Song ist einfach gestrickt und folgt vertrauten Strukturen. Doch Saurwein bringt die Stimmung jedes Songs dermaßen auf den Punkt, dass trotz oder gerade wegen der Schlichtheit perfekte Songs entstehen. Jeder einzelne Track des Albums wird zum Lieblingssong, den man wieder und wieder hören möchte. Bei den üblichen Onlineverdächtigen gibt es das Album zu hören, aber macht einen Künstler und den Rezensenten glücklich und kauft das Album.
Christian Elstrodt
 MARCO TSCHIRPKE: Aliens – 30 komische Lieder ohne Refrain
MARCO TSCHIRPKE
Aliens – 30 komische Lieder ohne Refrain
lapsuslieder.de
marco-tschirpke.de
(Reception/Broken Silence)
Promo-CD, 30 Tracks, 31:57


Kurz, knapp und außerirdisch, aber auch ländlich und heutig und hiesig kommt der ehemalige Jungpionier aus Rathenow daher. Er trägt witzige Kleinigkeiten, Absurdes, Wahres, allzu Wahres, auch Kalauer und Tiefsinniges zu sparsamer, aber eindringlicher und raffinierter musikalischer Begleitung vor. Gerade weil die Lieder so unauffällig, beiläufig und unaufdringlich sind, wirken sie so überraschend und charmant. Denn beschreiben kann man die Lieder kaum. Es ist natürlich ziemlicher Blödsinn, vor dem Pferdestall Pfeife zu rauchen, damit dort nicht nur die Pferdeäpfel qualmen. Dass zwei Ziegen zusammenkommen, um eine Ziegelei zu gründen, ist ebenfalls Kalauerquatsch. Dann aber ein kurzer Hieb gegen Harald Genzmer (siehe Wikipedia). Kurz, das ist der entscheidende Kunstgriff, den er beherrscht. Im Minutenrhythmus wechseln die Songs und die Pointen. Kaum ist man im Lied drin, ist man schon wieder raus. Dazu der ständige Wechsel der Instrumente und musikalischen Richtung. Darum kann man das Album auch öfter hören, es gibt immer noch etwas zu entdecken. Dann werden einem auch die Aliens vertraut.
Rainer Katlewski

 ULI TSITSOS: Vampire Empire/Live At Sofar Sounds
ULI TSITSOS
Vampire Empire/Live At Sofar Sounds
ulitsitsos.bandpage.com
(Gänseblümchen Tonträger)
21 Tracks, 60:52


Der Nürnberger Uli Tsitsos punktet gleich mit zwei Neuveröffentlichungen, dem Studioalbum Vampire Empire und dem Livemitschnitt Live At Sofar Sounds. Zeitgemäß gibt es beides bei Bandcamp zum Herunterladen oder materialschonend gemeinsam auf einem Album, die Livesession dient hier als Bonustitel. Wieso genau Vampire Empire in einem Folkmagazin Platz findet, ist schwer zu beschreiben. Die Musik von Uli Tsitsos ist zweifellos modern, bedient sich neben obligatorischer Gitarre und Percussion auch der Elektronik, hin und wieder scheinen Hip-Hop-Versatzstücke durch. Das Album beinhaltet so viele unterschiedliche Musikfarben, dass es kaum möglich ist Vampire Empire einem Genre zuzuordnen. Das Songmaterial ist durchweg überdurchschnittlich, die verkauzten Kompositionen bewegen sich zwischen Low-Budget-Produktion und Geniestreich. Letztendlich geht es um einen guten Song, und genau deshalb ist Vampire Empire im Folker goldrichtig. Uli Tsitsos zeigt, wie die Zukunft eines Singer/Songwriters aussehen kann. Der Künstler, der nebenbei den Indie-Geheimtipp Elephant Circus gründete, zeigt keinerlei Berührungsängste gegenüber neuen Techniken, und so klingen die Kompositionen zum einen verschroben und altvertraut, aber zugleich befremdend und futuristisch.
Christian Elstrodt
 KONSTANTIN WECKER: Ohne warum – live
KONSTANTIN WECKER
Ohne warum – live
wecker.de
(Sturm & Klang S & K 025/Alive)
20 Tracks, 66:11 , mit dt. Infos


Sagen wir es einmal so: Auch bei diesem Kraftprotz von Liedermacher, diesem Ausbund an politischer Korrektheit, diesem seltenen Erfolgsmodell eines Bühnen- wie Lebenskünstlers auf höchster Drehzahl, diesem putzmunteren kommenden Siebziger-Jubilar, ist noch Luft nach oben. Man kann nämlich alles ein bisschen übertreiben und manches auch ein bisschen sehr – nicht nur das Koksen. Ohne warum – live, die Karrierebilanz auf deutschen Bühnen vom vergangenen Jahr, übertreibt zum Beispiel die Selbstverliebtheit, etwa in die Pose des total verinnerlichten Denkers und entrückten Interpreten schon auf dem Cover, und in den Moderationen gerne erneut. Das Album übertreibt das Namensgeklingel – unter Meister Eckhart, Angelus Silesius, Novalis, Hugo von Hofmannsthal, Georg Heym macht er’s nicht mehr, der Konstantin Wecker. Ohne warum – live übertreibt das Gutmenschentum – von solcher Maßlosigkeit kommt wohl der Schmähbegriff. Es übertreibt das Pathos, und vermutlich übertreibt es noch einiges mehr, aber was soll’s – sein Publikum wird auch den Weckerbericht 2015 wieder lieben. Und das sei dem Künstler auch gegönnt – es ist ja schließlich auch nicht alles schlecht an ihm und seinen Liedern. Kleiner Scherz.
Christian Beck

 WENZEL: Wenn wir warten
WENZEL
Wenn wir warten
wenzel-im-netz.de
(Matrosenblau/Indigo)
Promo-CD, 13 Tracks, 46:51


Vor dreißig Jahren erschien seine erste, inzwischen legendäre Amiga-Platte Stirb mit mir ein Stück, und es gibt durchaus Parallelen zwischen dieser und dem neuesten Album Wenzels. Auf beiden sind mehrheitlich Liebeslieder zu hören, und die Instrumentierung wirkt ähnlich. Dabei ist eine sanfte Melancholie spürbar, die an Abendstimmung beim Wein am Meer erinnert, unterstützt durch ruhige Latin- und Reggaeklänge seiner Band. Mehrfach blickt Wenzel auf die Jahre zurück, die so schnell vergehen, etwa in „Auf der Kindheit bunten Karussellen“ oder in „Verbrannt nach Strich und Faden“: „… und konnte es nicht lassen, doch zu hoffen, obwohl zu ändern diese Welt mir nicht gelang.“ Herausragend sein Song „Wenn nur diese Fratzen nicht wären“, eine Abrechnung mit abendländischen Heilsverkündern und ihren Mitläufern: „Im Selbsthass hasst man die Fremden, unterdrückt, weil man selbst unterdrückt.“ Auch der Hochmut der Reichen gegenüber den Schwachen wird thematisiert. Sein Fazit in „Nicht viel“ bringt es auf den Punkt: „Auf dass ich nicht zerbreche an dieser Welt.“ Das neue Album reiht sich würdig ein in Wenzels bisheriges Gesamtwerk von nunmehr vierzig Alben, immer in höchster künstlerischer Qualität. Respekt.
Reinhard „Pfeffi“ Ständer