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Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2020   Internetartikel
Cover Corona und die Demokratie

Resonanzboden
— Gedanken zur Zeit

Gastspiel





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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Autoreninfo:


Gerald Grüneklee ist in Göttingen aufgewachsen, gelernter Einzelhandelskaufmann, gegenwärtig Sozialpädagoge, Buchhändler und freier Autor. Mitautor des bei Edition Critic erschienenen Buches Corona und die Demokratie – Eine linke Kritik.


Who the fuck is Corona?

Zur Verteidigung der Kultur im Zeitalter der Pandemie

Von dem US-amerikanischen Politiker Benjamin Franklin stammt der Ausspruch: „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“ An diesen Ausspruch musste ich häufiger denken, als im März 2020 der Lockdown einsetzte, pauschal sämtliche Kulturveranstaltungen abgesagt und alle öffentlichen Kundgebungen verboten wurden.

Text: Gerald Grüneklee

In den letzten Monaten wurde ein Sicherheitsdispositiv umgesetzt, das Sicherheit gegen Freiheit ausspielt und Angst erzeugt. Angst, das weiß der Volksmund, ist ein schlechter Ratgeber. Und gesellschaftlich ist das Virus Angst nicht weniger gefährlich als das Coronavirus. Angst macht blind und dumm, sie verschließt die Hirne: neue Grenzziehungen statt Offenheit und Neugier. Eine klare linke Kritik am Coronaregime, die sich konsequent gegen autoritäre Politikmuster, rechte Bewegungen und Verschwörungsmythen richtet, gehört daher dringend auf die Tagesordnung.

Das Coronavirus zeigt, wie verletzlich das kapitalistische System ist, in dem wir leben, und das bereits zu kollabieren droht, wenn die Menschen acht Wochen lang einmal nur das kaufen, was sie wirklich brauchen. Insofern scheint mir das Virus nicht in erster Linie ein medizinisches Problem zu sein. Es ist der Kapitalismus, der die Menschen in Geiselhaft nimmt, sie ihrer Würde beraubt und eine Gesellschaft hervorbringt und reproduziert, die schon vor dem Virus krank gemacht hat.

Nun lediglich das Coronavirus zu bekämpfen anstatt auch die Bedingungen, die es hervorgebracht hat, greift deshalb zu kurz. Zudem ist fraglich, ob bei der Coronapolitik das Schutzziel und die ergriffenen Maßnahmen samt ihrer „Nebenwirkungen“ noch in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Jenseits dieser rationalen Erwägungen bietet das Virus zweifellos der Politik große Chancen für einen autoritären, gesellschaftlichen Umbau. Im Eilverfahren wurden Gesetzesänderungen, Verordnungen, verschärfte Polizeibefugnisse et cetera durchgeboxt. Die Gelder der diversen „Rettungspakete“ helfen den großen Konzernen, während Pflegekräfte mit Applaus und bestenfalls Einmalzahlungen abgespeist werden. Und, ja, auch die Sphäre der Kultur ist betroffen: Die Auswirkungen der monatelangen und teils noch fortwährenden Schließungen von Buchläden, Theatern, Clubs, Kulturzentren, Literatur- und Kulturfestivals, Kinos für alle, die in diesen Bereichen arbeiten, werden mit den bisherigen finanziellen Hilfen nicht annähernd ausgeglichen.



... mehr im Heft.

Dies ist eine Kolumne. Für die Inhalte der hier veröffentlichten Texte sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Diese Inhalte spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.