Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2019   Internetartikel
Claudia Nentwich * Foto: Ellen Kanzler

Heimspiel


Weitere Artikel aus der Rubrik Heimspiel in dieser Ausgabe:

Weltmusik in der Alten Oper Frankfurt

Die M&R-Künstler-Konferenz tagte in Berlin

Irische Tage Jena





[Zurück zur Übersicht]



Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

Oder gleich zum (Schnupper-)Abo.







Liedermachertreffen im Berliner Terzo Mondo

Songs ohne Boot

Wenn man nicht alles selbst macht! Wie für so viele Künstler abseits des Mainstreams gibt es auch für Liedermacher bei Weitem nicht genügend Veranstaltungsorte. In Berlin greift Claudia Nentwich für sich und viele Kolleginnen und Kollegen seit fast zwölf Jahren zur Selbsthilfe.

Text: Wolfgang König

Ein Leben als Liedermacherin war Claudia Nentwich nicht an der Wiege gesungen worden. „Mit sechzehn war ich in der Augsburger Punkband Sagrotan und habe für die auch die Songs geschrieben. Danach war ich für einige Zeit in Spanien, wo ich erstmals Kontakt zu Liedermachern hatte. Von dort bin ich 1986 ins damalige Westberlin gegangen, habe meine eigene Band gegründet und weiter Songs geschrieben. Irgendwann hatte ich dann mehrere Hörstürze und konnte laute Rockmusik nicht mehr ertragen. Erst dachte ich, dass es das jetzt war mit der Musik, aber das erwies sich zum Glück als Irrtum“, erzählt sie.
Zum Schlüsselerlebnis für einen anderen musikalischen Weg wurde die Veranstaltung Songwriters-in-the-Round des US-amerikanischen Wahlberliners Tom Cunningham. „Ich dachte: Das ist meine Zukunft! So zu sein wie diese Leute, die nur mit Gitarre oder Klavier auftreten, ohne Band und große Lautstärken, die aber trotzdem das Publikum erreichen und berühren. Ich bin dann tief in die Liedermacherszene eingetaucht. Was mich immer noch fasziniert ist, wie hier richtig gute Musiker in relativ kleinen Räumen auftreten und damit einen besonders engen Kontakt zum Publikum haben“, so Nentwich. Resultat dieser Faszination war unter anderem ihr Buch Liederfänger – Wege zum Songwriter, das sich vor allem mit den kreativen Prozessen beim Liedermachen beschäftigt und für das sie diverse Kolleginnen und Kollegen interviewte.

Ein besonderer Ort

Einem Freund von Nentwich gehörte ein historischer Frachtkahn im Museumshafen an der Fischerinsel in Berlin-Mitte. Er fragte, ob sie Lust hätte, dort eine Veranstaltung mit Liedermachern zu organisieren. Sie zögerte erst, entschied sich dann aber doch für einen Versuch, weil sie die Atmosphäre auf dem Boot sehr reizvoll fand. Im November 2007 starteten Claudia Nentwich und ihr Mann, der Gitarrist Christian Wallert, dann einen Testballon. Das Ergebnis war nicht überwältigend, aber doch so ermutigend, dass sie die Veranstaltungsreihe fortsetzten. Schritt für Schritt wurde sie dann immer erfolgreicher. Gut ein Jahr nach dem ersten Liedermachertreffen waren die verfügbaren 45 Sitzplätze immer ausverkauft. „Die ersten Kontakte liefen über mein Netzwerk, später habe ich auch Myspace genutzt, und auch der Schiffseigner hat mit seinen Kontakten unterstützt“, erinnert sich die Künstlerin.
Bis zum Oktober 2017 fand dieser Abend unter dem Titel „Songs auf dem Boot“ statt. Dann war aus verschiedenen Gründen Schluss mit dem Schiff als Veranstaltungsort, unter anderem weil der Eigentümer wechselte. Ein Tipp von Freunden brachte Nentwich und Wallert auf das Terzo Mondo in der Charlottenburger Grolmanstraße. Inhaber des Restaurants ist Kostas Papanastasiou, der selbst auch singt und elf Jahre lang den Wirt Panaiotis Sarikakis in der Lindenstraße spielte.

... mehr im Heft.