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Backkatalog   Ausgabe Nr. 5/2018   Internetartikel
»Du kannst dir einbilden, eine Kultur ver­stan­den zu haben, und Jahre später wird dir klar, dass du gar nichts ver­stan­den hast.«
Steve Tibbetts * Foto: Diane Waller, ECM Records

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Printversion, das Heft kann bestellt werden unter www.irish‑shop.de.

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Diskografie:
Life Of
(ECM, 2018)

Natural Causes
(ECM, 2010)

Selwa
(mit Choying Drolma; Six Degrees Records, 2004)

A Man About A Horse
(ECM, 2002)

Å
(mit Knut Hamre; Hannibal, 1999)

Chö
(mit Choying Drolma; Hannibal, 1997)

The Fall Of Us All
(ECM, 1994)

Big Map Idea
(ECM, 1989)

Exploded View
(ECM, 1986)

Safe Journey
ECM, 1984)

Northern Song
(ECM, 1982)

Yr
(Frammis, 1980; ECM, 1988)

Steve Tibbetts
(Eigenverlag, 1977; Cuneiform, 1995)


Cover Life Of


Steve Tibbetts

Reisen ins Hochland des Herzens

Obwohl vor Kurzem beim renommierten Münchner ECM-Label sein bereits neuntes Album Life Of erschien, ist der Gitarrist Steve Tibbetts hierzulande noch immer eher ein Insider-Tipp. Liegt es an dieser rätselhaften und gleichzeitig verführerischen Musik, die Klänge aus fernen asiatischen Welten in sich birgt, oder schlicht daran, dass sich der Mann aus dem amerikanischen Mittleren Westen keinen Deut um solche Parameter wie Bekanntheit schert?

Text: Rolf Beydemüller

Ein Klangtüftler ist er. So viel ist einmal sicher. Jahre vergehen, bis ein neues Tibbetts-Album gereift ist. Jahre, die begleitet sind von Reisen ins entlegene tibetische Hochland, nach Nepal, nach Bali und gelegentlich auch nach Norwegen. Doch besonders Asien hat es ihm angetan. Wieder und wieder verbringt er lange Zeit dort. Auszeiten, die er bewusst wählt, um dem fern zu sein, was er gut kennt, und dem nah zu sein, was er besser kennenzulernen hofft.
Dass sich Menschen verschiedenster Kulturkreise künstlerisch begegnen, ist nun wahrlich nichts Neues mehr. Dass ein Musiker dabei so achtsam und dennoch eigenwillig zu Werke geht, ist jedoch eine Seltenheit. Spaßeshalber nennt er das, was dabei entsteht, manchmal „Tibbettsian“. Nicht ganz falsch, weil allein das Wort auf „Tibetisches“ anspielt.
Was führt einen Musiker, der in Madison, Wisconsin, geboren ist, in die abgelegenen Höhen des Himalaja? Die musikalische Sozialisation des jungen Tibbett weist keine ungewöhnlichen Begegnungen auf. Born in the USA, 1954. Rock und Pop spielen die wesentliche Rolle. Eine E-Gitarre wünschte er sich, er wollte laut spielen. Der Wunsch ging in Erfüllung und laut gespielt hat er in den kommenden Jahren oft. Eine rohe, expressive, sich überschlagende und in schrillen Obertönen auflösende Stratocaster fliegt auch heute noch bisweilen über die stillen, sanft pulsierenden, mysteriös von innen leuchtenden Landschaften des Mannes mit heutigem Wohnsitz in Minneapolis, Minnesota, der sich als einen im Herzen soliden, langweiligen Midwesterner bezeichnet. Vermutlich eher koketter Ausdruck seiner Heimatverbundenheit.


Wer auf stevetibbetts.com/villanova-junction klickt, sieht einen Gitarristen in Funktionskleidung, von der Nase an abwärts, im Hintergrund die tibetische Hauptstadt Lhasa, man erkennt den Potala-Palast, einst Amtssitz des Dalai-Lama. Auf einer Art Mini-Akustik-Reisegitarre intoniert Steve Tibbetts „Villanova Junction“. Richtig, die Nummer ist von Jimi Hendrix. Wer bitte schön macht denn so etwas?

... mehr im Heft.