Folker-Logo   Abo   Mediadaten/Anzeigen


Suche
   Intern   Über uns


Kontakt/Impressum/Datenschutz

       
Aktuelle   Ältere   Gesamtverzeichnis   Bemusterung
 
Rezensionen der
Ausgabe 1/2016


Auswahl nach Heft-Nr:  
 


Tonträger


Besondere

Deutschland

Europa

Welt

Kurzrezensionen

Weitere Rezensionen

Online-Rezensionen

Gelistet


Plattenprojekt


Plattenprojekt


Bücher / DVDs / Filme


Bücher

DVDs

Cinesounds

Besondere

DEUTSCHLAND

DIVERSE
40!!! Years Bear Family Records
www.bear-family.com
(Bear Family Records)
CD 1: 76:24, CD 2: 74:10, CD 3: 72:50 , jeweils 24 Tracks, plus DVD: 75:00, plus 308-seitiges Buch im LP-Format


Die Besondere besteht in diesem Fall aus einer aufwendig gestalteten Box, die drei CDs, eine DVD sowie einen Hardcover-Band enthält, der wiederum eine Fülle von aussagekräftigen Fotos, Liedtexten in englischer, deutscher und sogar schwedischer Sprache und etliche Kommentare, Berichte und Statements präsentiert. Das Label Bear Family Records mit Sitz im niedersächsischen Dörfchen Vollersode bei Bremen, ist inzwischen – man höre und staune – Weltmarktführer in Sachen Wiederveröffentlichungen, mit eindeutigem Schwerpunkt auf US-amerikanischen Produktionen. Richard Weize, absoluter Bärenfanatiker und bis vor Kurzem uneingeschränkter Herrscher seiner großen kleinen Plattenfirma, ist seit seiner Jugend ein leidenschaftlicher Sammler, der aus einer Not eine Tugend machte, indem er vor vierzig Jahren damit begann LPs, die nicht mehr in Deutschland zu erhalten waren, wiederzuveröffentlichen. Und zwar nicht nur im Hinblick auf seine eigene, umfangreiche Sammlung, sondern auch, um sie anderen Interessenten zugänglich zu machen und zu verkaufen. Aktuelle Trends hat Weize stets ignoriert. Er veröffentlichte ausschließlich das, was er selbst mochte. Das außerordentlich umfangreiche Repertoire von Bear Family Records umfasst mittlerweile ein  DIVERSE: 40!!! Years Bear Family Records großes Spektrum unterschiedlicher Genres: Country, Rockabilly, Bluegrass, Rock ’n’ Roll, Rhythm and Blues, Blues, Cajun, Calypso, Skiffle, Pop, Liedermacher, Soul, Jazz, Chanson, Folk, Beat, Neue Deutsche Welle und sogar deutsche Schlager der Fünfzige- und Sechzigerjahre. Erwartete der Rezensent angesichts dieser opulenten Produktion zunächst einen repräsentativen Querschnitt durch das Veröffentlichungsprogramm all dieser Jahre, so musste er sich dann doch mit einem Katalog der Jahre 2010 bis 2015 im Buch zufriedengeben. Auf den drei CDs finden sich fast ausnahmslos countryorientierte Songs, die phonetisch das Wort „Bär“ enthalten: „Die Geschichte von Bruno dem Bär“, „Bareback Ridin’ Cowboy“, „I Can’t Bear To See You Go“ und selbstverständlich auch „Beer, Bourbon & The Songs Of Bobby Bare“. Götz Alsmann intoniert zur Ukulele „Kleiner Bär von Berlin“, Gunter Gabriel schmettert den „Richard Weize’s Bear Family Blues“, und Ry Cooder komponierte extra fürs vierzigjährige Jubiläum den „Bear Family Song“. Schon sehr skurril, diese nahezu wahnwitzige Mixtur aus Kunst und Kitsch! Die DVD enthält einen Film aus dem Jahr 2010 von Arild Rafalzik mit dem Titel 35 Jahre Bear Family sowie einen von Anja Caspary moderierten, mehrteiligen Beitrag für den Privatfernsehsender VH-1 zum Thema Bear Family Records aus dem Jahr 1996. Der mit zahlreichen Preisen bedachte Richard Weize ist nunmal ein akribischer Archivar, der nicht nur alte Musikaufnahmen vor dem Vergessen bewahrt, sondern auch die mannigfaltigen Spuren seiner eigenen Arbeit und die seiner Mitarbeiter. Das dokumentiert ein umfangreiches Fotoalbum im Buch, das unter anderem so unterschiedliche Musikerpersönlichkeiten zeigt wie Bill Clifton, Wanda Jackson, Wolfgang Sauer, Bela B. (Die Ärzte), Ted Herold, Su Kramer, Götz Alsmann, Bill Ramsey, George Hamilton IV, Gunter Gabriel und viele andere, die bei Weizes Jubiläumsfesten zu Gast waren. Abgerundet wird das Buch durch ein Lexikon, das alle auf den drei CDs enthaltenen Musikerinnen und Musiker mit Begleittext, Foto und Songtext vorstellt. Richard Weize, der Mann in der Latzhose, hat sich mit der deutsch-englischen Box 40 !!! Years Bear Family Records ein verdientes Denkmal gesetzt.
Kai Engelke

FRANKREICH

Rivière Noire
Rivière Noire
www.rivierenoire.fr
(CPL-Music CPL 008/Broken Silence)
16 Tracks, 62:23


Dass das Debütalbum von Rivière Noire in Frankreich als bestes Weltmusikalbum des Jahres ausgezeichnet wurde, lässt sich bereits mit Hören des ersten Titels nachvollziehen. Musikalisches Crossover hat es in letzter Zeit immer mehr gegeben, und war zunehmend in Form partytauglicher Musik, die mehr Moden nebeneinandersetzte als integrierte. Hier passiert etwas gänzlich anderes. Der Brasilianer Orlando Morais (voc), der Bretone Jean Lamoot (b, progr, keyb) und der von der Karibikinsel Guadeloupe stammende Pascal Danaé (g, perc, keyb) sind ein mehrsprachiges Weltmusiktrio, das sich unter anderem nach Mali in Salif Keitas Studio begab, um mit dortigen Musikern eine Musik  Rivière Noire: Rivière Noire einzuspielen, die tatsächlich stilistisches Neuland betritt. Hier hört man mehr als nur die Verbindung der musikalischen Wurzeln einzelner regionaler Kulturen. Alles schillert in entspannten atmosphärischen Facetten, die aber zusammen keinem Stil eindeutig zuzuordnen sind. Da gibt es den wunderbaren melancholischen Ansatz des Brasilianers, die sphärischen Klänge des Bretonen und die Einflüsse des Mannes aus Guadeloupe, durch den die Musik wiederum manchmal an die eindringliche Melodik des Angolaners Waldemar Bastos oder der Kapverden erinnert. Doch damit nicht genug. Immer wieder gebrochen wird diese sanfte, fast hingehauchte Musik durch die Sänger, Koraspieler und Percussionisten aus Mali, die im Kontrast zum Trio eine unerwartete Intensität einbringen. Bereichert wird die Musik des Weiteren durch durch den Raum schwebende Chöre, O-Töne, elektronische Beats und manchmal Ausflüge in Rockmusik oder eine eher fröhliche Melodik. Eine ganze Menge Zutaten also, aber nichts wirkt hier zusammengeworfen. Alles atmet vielmehr miteinander. Ein großer Wurf von bislang so gut wie unbekannten Musikern. Man höre sich allein die Version der drei von Cesaria Evoras Song „Sodade“ an. Mehr Gefühl geht nicht.
Hans-Jürgen Lenhart

IRLAND

GRÁINNE HOLLAND
Gaelré
www.grainneholland.com
(Gael Linn, CEFCD208/Magnetic Music)
11 Tracks, 51:08 , mit engl. Infos u. ir.-gäl. Texten


Aus Irland kommen in diesem Jahr unglaublich schöne Alben gälischer Sängerinnen, zuletzt Noeleen Ní Cholla, jetzt Gráinne Holland. Holland kommt aus einem Stadtteil Belfasts, dessen Einwohner sich vor Jahrzehnten entschlossen haben, Irisch zu sprechen. Irischsprachige Gegenden, die Gaeltachta, sind ja bekannt, aber nur wenige wissen, dass es auch in einigen Städten welche gibt. Gráinne Holland schreibt, sie habe sich schon als Kind für gälische Musik interessiert, nun hat sie daraus ihren Beruf gemacht. Wenn sie nicht singt, produziert und moderiert sie Fernsehsendungen in irischer Sprache. Ihr erstes Album erschien 2011, jetzt also das zweite. Elf Lieder sind darauf, allesamt traditionell, mehr oder weniger jedenfalls,  GRÁINNE HOLLAND: Gaelré wie ein Lied von Robert Burns zum Beispiel, mit dem das Album eröffnet: „Down The Moor”, hier in der Übersetzung als „Síos An Sliabh“ von Seán Bán Mac Grianna, einem bekannten Dichter aus Donegal (viele Jahre eher bekannt unter seinem weiblichen Pseudonym Máire). Es gibt noch andere Übersetzungen, zum Beispiel „An Drúcht Geal Ceo“, bekannt auf Englisch als „The Foggy Dew“, sicher eines der stärksten Stücke dieses an starken Stücken so reichen Werks. Übersetzt hat Séamas Ó Grianna, noch ein Dichter aus Donegal. Gráinne Hollands Version ist klagender, weniger martialisch als die bekannten englischen Versionen, interessant ist auch der Vergleich der Übersetzungen, von den im englischen Original erwähnten Helden ist nur Pearse übrig, von den Schlachtfeldern Suvla und Sud-el-Bar, jetzt aber in getrennten Strophen. Es ist aber nicht alles so ernst, das Liebeslied „Thug Mí Gaol“ kommt fröhlich angehüpft, der pure Ohrwurm „Ceól An Phiobaire“ darf nicht fehlen, und dann gibt es noch die richtig bekannten gälischen Hits wie „An Droighneann Donn“ oder auf die Melodie des später entstandenen „Boolavogue“ das ergreifende Liebeslied des blinden Dichters Cathal Buí Mac Giolla Gunna. Alles ist einfach gleich überzeugend und im eigenen Gráinne-Holland-Stil vorgetragen.
Gabriele Haefs